Das Konzept der gefühlsstarken Menschen

 

 

Quellen: Nora Imlau

 

 

Was sind gefühlsstarke Menschen?

Gefühlsstarke Menschen zeichnen sich durch eine besonders ausgeprägte Wahrnehmung ihrer inneren und äußeren Welt aus. Sie erleben Emotionen intensiv und können sowohl positive als auch negative Gefühle stark spüren. Diese Empfindsamkeit betrifft nicht nur die eigene Gefühlswelt, sondern auch die Wahrnehmung von Stimmungen und Bedürfnissen anderer. Empathie und ein starkes Mitgefühl sind oft ausgeprägte Merkmale. Es kann jedoch auch zu einer schnellen Überforderung kommen, insbesondere in stressigen oder konfliktreichen Situationen.

 

Merkmale gefühlsstarker Menschen

Intensive emotionale Wahrnehmung: Sie fühlen Freude, Trauer, Wut oder Angst sehr intensiv. Diese Emotionen können sie tief berühren und in ihren Alltag beeinflussen.

Höhere Empathie: Gefühlsstarke Menschen haben oft ein feines Gespür für die Stimmungen und Bedürfnisse anderer Menschen. Sie können sehr mitfühlend und fürsorglich sein.

Schnelle Überwältigung: Durch die Intensität ihrer Gefühle können sie schnell emotional überfordert oder erschöpft werden. Besonders in stressigen Situationen kann es schwierig werden, die Kontrolle zu behalten.

Reflexion und Selbstkritik: Häufig neigen gefühlsstarke Menschen dazu, ihre eigenen Gefühle intensiv zu reflektieren und sich selbst zu hinterfragen. Sie sind oft sehr selbstkritisch.

 

Herausforderungen

Emotionale Überwältigung: Gefühlsstarke Menschen können sich schnell überfordert fühlen, wenn die Umwelt zu viele Reize bietet oder emotionale Konflikte auftreten.

Grenzen setzen: Oft fällt es gefühlsstarken Menschen schwer, ihre eigenen Bedürfnisse in sozialen oder beruflichen Kontexten durchzusetzen, da sie die Gefühle anderer stark wahrnehmen und Rücksicht nehmen wollen.

Erschöpfung und Burnout: Die ständige Auseinandersetzung mit intensiven Gefühlen und die Sorge um andere kann auf Dauer zu emotionaler Erschöpfung führen.

 

Stärken gefühlsstarker Menschen

Empathie und Mitgefühl: Gefühlsstarke Menschen können besonders gut in sozialen Berufen oder als Helfer tätig sein, da sie das Leid oder die Freude anderer intensiv nachempfinden können.

Kreativität und Sensibilität: Ihre intensive Wahrnehmung der Welt kann zu einer ausgeprägten kreativen Begabung führen. Sie sind oft künstlerisch oder in anderen kreativen Bereichen talentiert.

Starke emotionale Bindungen: Sie können sehr enge und vertrauensvolle Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen, da sie sich auf einer tiefen emotionalen Ebene verbinden.

 

Tipps zum Umgang mit Gefühlsstärke

Achtsamkeit und Selbstfürsorge: Gefühlsstarke Menschen sollten regelmäßig Achtsamkeitsübungen oder Meditation praktizieren, um ihre Emotionen besser wahrzunehmen und zu regulieren.

Grenzen setzen: Es ist wichtig, eigene Grenzen zu erkennen und sich auch mal abzuschirmen, um nicht von den Gefühlen anderer überflutet zu werden.

Reflexion: Eine regelmäßige Reflexion über eigene Emotionen kann helfen, diese besser zu verstehen und gezielt zu steuern.

 

Literaturempfehlung

Ein besonders empfehlenswertes Buch zu diesem Thema ist „So viel Freude, so viel Wut: Gefühlsstarke Kinder verstehen und begleiten“ von Nora Imlau. Obwohl das Buch hauptsächlich auf Kinder fokussiert, behandelt es auch allgemein den Umgang mit starken Gefühlen und bietet hilfreiche Ansätze, die auch auf Erwachsene übertragbar sind.

In diesem Buch beschreibt Imlau, wie das Verständnis für die eigenen und die Gefühle anderer zu einer besseren Selbstregulation und mehr Gelassenheit führen kann. Sie bietet konkrete Hilfestellungen und praktische Tipps, um mit intensiven Gefühlen konstruktiv umzugehen.

Quelle: „So viel Freude, so viel Wut“ von Nora Imlau

Gefühlsstarke Menschen können ihre Fähigkeit, intensive Emotionen wahrzunehmen und zu erleben, als Stärke nutzen, wenn sie lernen, mit diesen Gefühlen achtsam umzugehen und sich selbst nicht zu überfordern.

 

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ADHS und gefühlsstarken Menschen

Gemeinsamkeiten:

Intensive Emotionen: Sowohl gefühlsstarke Menschen als auch Menschen mit ADHS können sehr intensive emotionale Reaktionen haben, auch wenn die Ursachen und Ausprägungen unterschiedlich sind. Beide Gruppen können in emotional aufwühlenden Situationen schnell überfordert sein.

 

Überforderung: Beide Gruppen können sich in stressigen oder emotional herausfordernden Situationen leicht überfordert fühlen. Dies liegt oft an der Schwierigkeit, mit der Vielzahl an Gefühlen oder Reizen umzugehen.

 

Bedürfnis nach Unterstützung: Beide profitieren oft von Techniken zur Emotionsregulation, wie Achtsamkeit, Selbstreflexion und strukturierter Unterstützung, um ihre intensiven Gefühle besser zu managen.

Bei Kindern gilt der Grundsatz, dass die Beziehung vor den eigenen Erwartungen stehen sollte. Wenn wir Eltern unsere Kinder mit einer sicheren Bindung begleiten können, ist das die grösste Chance für sie. Wichtige Hilfen sind Verständnis, Struktur, und das Erlernen von Techniken zur Emotionsbewältigung. 

Unterschiede:

Herkunft der Intensität: Bei gefühlsstarken Menschen ist die Intensität ihrer Emotionen in der Regel eine natürliche Eigenschaft ihrer Persönlichkeit. Sie bringen dieses Merkmal mit bei ihrer Geburt. Sie erleben die Welt und die Gefühle anderer in einer besonders tiefen Weise. Bei ADHS hingegen sind die emotionalen Reaktionen oft eine Folge von Schwierigkeiten in der Impulsregulation und der Aufmerksamkeit.

 

Verarbeitung von Emotionen: Gefühlsstarke Menschen haben tendenziell mehr Zeit und Raum, ihre Emotionen zu verarbeiten und darüber nachzudenken, während Menschen mit ADHS oft impulsiv reagieren, ohne ihre Emotionen vorher zu reflektieren. (Gilt nicht für gefühlsstarke Kinder)

 

Selbstkontrolle: Gefühlsstarke Menschen haben in der Regel eine höhere Fähigkeit zur Selbstregulation ihrer Emotionen (im Erwachsenenalter), selbst wenn es herausfordernd sein kann. Bei ADHS sind Menschen jedoch häufig weniger in der Lage, ihre Emotionen und Handlungen zu kontrollieren, was zu impulsiven und unüberlegten Reaktionen führen kann.

Fazit:

Der Hauptunterschied zwischen gefühlsstarken Menschen und Menschen mit ADHS liegt also in der Art und Weise, wie sie ihre Emotionen erleben und regulieren. Gefühlsstarke Menschen erleben Emotionen intensiv, aber sie sind tendenziell in der Lage, diese Gefühle mit mehr Selbstreflexion und Kontrolle zu verarbeiten. Menschen mit ADHS hingegen können ihre Emotionen impulsiver und weniger kontrolliert ausdrücken, oft aufgrund von Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeitsregulation und Impulssteuerung. Beide Gruppen können jedoch Unterstützung und Strategien zur Emotionsregulation benötigen, um ihre intensiven Gefühle besser zu managen.

Bei Kindern egal mit welchen Besonderheiten, sie sind im Wachstum. Sie brauchen zum ErlernenGefühlsstarke Kinder erleben ihre Emotionen sehr intensiv und reagieren oft schnell auf Reize. Sie haben eine hohe Empathie, können aber leicht überfordert werden und benötigen Unterstützung, um ihre Gefühle zu regulieren. Wichtige Hilfen sind Verständnis, Struktur, und das Erlernen von Techniken zur Emotionsbewältigung. Trotz der Herausforderungen können gefühlsstarke Kinder ihre Empathie und Sensibilität als Stärken nutzen, zum Beispiel in sozialen Beziehungen oder kreativen Bereichen.